Kirchen, Klöster und wieder am Meer

Ist schon erstaunlich, wie sehr unsere Kulturgeschichte am Thema Kirche hängt. So ist das auch hier in Portugal. Im Grunde stand der ganze Tag im Zeichen der Bauwerke der katholischen Kirche.

Tomar, 

Batalha, 

Fátima, 

Alcobaça.

Jede Kirche, jedes Kloster ist für sich historisch bedeutsam und ein beeindruckendes Bauwerk.

Und vielleicht deswegen habe ich nun auch genug davon und brauche eine Pause.

Das gut erhaltene römische Aquädukt bei Tomar ist eine weltliche Ausnahme des heutigen Tages.

So war es im doppelten Sinne erfrischend, wieder ans Meer zu kommen nach Nazaré. 

Und ab morgen Nachmittag wird sowieso erstmal alles anders.

Abendhimmel am Camping in São Pedro do Moel.

 

Und die Route von heute:

Sierra de Estrela e Coimbra

Coimbra! – nach Guimaraes die zweite Hauptstadt Portugals, danach sollte es Lissabon werden. Sie blieb eine der ältesten Universitäten ganz Europas. 

Doch der Reihe nach…

(Ganz unten habe ich übrigens auf Wunsch die Route als Screenshot von googlemaps eingefügt.)

Blauer Himmel am frühen Morgen – wie versprochen. Perfektes Wetter für eine „Bergtour“ in die Sierra Estrela hinauf zum Torre, dem höchsten Berg von Festland-Portugal.

Schon der Weg dorthin führte mich über eine Bergkette und durch duftende Wälder: Pinien und Kiefern und nach Eukalyptus duftet es – übrigens auch schon bei meiner Regen- und Nebelfahrt gestern früh.

Das wird mich heute den ganzen Tag begleiten, ebenso wie die kleinen Feuer, die die Bauern sich öfters zunutze machen für Ihre Felder. Wäre nicht das erste Mal, dass solche selbst gelegten Brände dann nicht mehr kontrollierbar waren. Auch um die Sierra de Estrela sind 2017 riesige Flächen vor allem Eukalyptus Monokulturflächen abgebrannt.

 

Das Estrela Massiv erhebt sich schön inmitten des Umlandes, so kann man es von weither sehen und von oben weit in die Landschaft schauen – auch wenn der Torre selbst kein schöner Berg ist.

Die Serpentinen scheinen immer wieder mal in den Himmel zu steigen oder ins nichts zu fallen – Bauchkribbeln inklusive.

Oben scheint die Skisaison gerade erst zuende gegangen zu sein, kleine Stücke Piste sind zu erkennen, ebenso wie die freigefrästen Straßenränder lassen erahnen, dass hier ziemlich viel Schnee fällt und verweht wird.

So fuhr ich einfach einmal oben drüber und nach einer großen Rast für Elise (Tanken, Ölstand, Kettenspray nach dem Regen der letzten Tage) und einer kleinen für mich in Covilhã einfach das gleiche wieder zurück.

Erstaunlich war der minimale Verkehr, minutenlang fuhr ich alleine und noch viel erstaunlicher war, dass ich nur zwei andere Motorräder gesehen habe, eine portugiesische Africa Twin und eine BMW K1600 aus Finnland. Das Ehepaar hatte über Winter die Maschine in Gibraltar untergestellt und fährt nun in 5 Wochen damit nach hause.

Auf halbem Rückweg nahm ich kurzerhand einen wilden Abstecher durch ein Seitental, was mir unerwartet erlaubte, das Fahrwerk meiner Enduro schätzen zu lernen.

 

So, nun wirklich in Coimbra angekommen…

Es war keine Überraschung wieviele junge Menschen hier noch an der alten Bibliothek und an den Fakultäten unterwegs waren.

Wer ist der Mann als Statue ein paar Bilder weiter oben?

Kleiner Tipp: ein Joaquim…

Die Mädels meiner Unterkunft jedenfalls empfohlen mir ein Lokal in einer Seitengasse, das ich niemals gefunden oder ausgesucht hätte – das beste Abendessen-Gefühl bis jetzt auf der ganzen Reise! 

Merkt euch Ze Manel dos Ossos – 12 Menschen können hier gleichzeitig essen. 

Das was ich da bestellt und bekommen habe, ist die kleine Portion… 

Beim Anstehen lerne ich erst ein älteres brasilianisches Ehepaar aus São Paulo und im Lokal sodann Laura aus Great Britain (Vater Portugiese, Mutter aus Sri Lanka) und Jayanth aus der Nähe von Hyderabad in Indien kennen, er nennt sich Reddy, weil sein Nachname so ähnlich klingt und das jeder leicht versteht… 

 

Die Route von heute:

Nevoeiro – Douro – Porto

Am Morgen bei bedecktem Himmel mit dem Ziel Guimaraes, Douro Tal und schließlich Porto in der Hoffnung losgefahren, heute mal trocken zu bleiben. 10 Minuten hat es gedauert, dann fing es an zu nieseln, kurze Zeit später kroch ich bei 40-50 voll im Nebel über einige Hügel. Als ich es dann nach Portugal geschafft hatte, fing es bei 11 Grad richtig an zu regnen. 

Guimaraes ist sicher eine nette Stadt, sie gilt ja als die Wiege Portugals. Doch so richtig konnte ich das trotz Spaziergang durch die alte Stadt nicht empfinden.

Amarante als mein nächstes Ziel führte mich durch ein Weindorf nach dem anderen und immerhin hörte der Regen auf dem Weg dorthin auf. In Amarante hab ich mich dann einige Male verfranst und hatte Sorge, dass ich mit meinen Koffern stecken bleibe, doch Spaß hat’s gemacht, den dicken Bock durch die engen Gassen zu zirkeln.

Und ein nettes Plätzchen für einen Galão fand sich dann doch.

Dann wollte ich gerade runter ins Douro Tal, Heimat des Portweins und der Fluß, der nicht nur mich, sondern eben die Weine schon immer nach Porto bringt.

Eine grandiose, kurvenreiche Fahrt zuerst runter ins Tal und dann den Douro entlang war die Belohnung für den ekligen Morgen.

An einer Staustufe staunte ich dann, dass diese für einen Fluß riesige Talsperre tatsächlich eine beschiffbare Schleuse hatte.

Porto selbst begeisterte mich. Diese Mischung aus morbider historischer Hafenstadt und moderner Metropole habe ich so noch nicht erlebt. 

Das letzte Foto ganz unten war dann etwas „Gute Nacht“ Sport – die Decke des berühmten Bahnhofs mit den Fliesen als Panorama Schwenk als fastfuffziger fliclfac ?

Auch ein Tag

Das Beste kommt zum Schluß…

Heute stimmte das beinahe, denn es war fast nur bedeckt (mit und ohne Regen), kalt und windig, zudem war außer am Morgen – als ich noch ein paar schöne Küstenabschnitte sah –

die Route doof oder doof gewählt.

Die Versuche, doch noch was draus zu machen …

Und auf dem Rückweg zu meinem Zimmer nach dem Abendessen regnete es noch mal heftig.

Und das Beste des Tages war tatsächlich Baiona bzw. die Burg Castelo de Monte Real am Meer

und das Abendessen – Pulpo a la Gallega!

Das Ende der Welt

Die Luft war kalt und klar und der erste Blick war aus dem Fenster nach rechts zur Kathedrale – in der Sonne!

Der erste Weg führte und zu einem Kaffee und anschließend natürlich durch die schönen engen Gassen und in die Kathedrale, in der gerade Messe war. Man durfte jedoch umhergehen und so waren wir unten am Jakobusgrab. Leider wurde während der Messe der beeindruckend große Weihrauchkessel nicht geschwenkt.

Wir schlenderten durch die Gassen sowie über einen Markt und versteckten uns bei den immer wieder aufziehenden Regengüssen in Kaffees.

Gegen zwei Uhr brach ich auf und wollte noch ein Stück nach Norden, nach Muxía zur Nosa Señora da Barca, einer Kirche direkt am Meer, an der Stelle an der Jakobus sich angeblich einen besonderen Segen von der Jungfrau abgeholt haben soll, die der Legende nach mit einem Steinboot hierher gekommen war. 

 

Das Meer war aufgepeitscht und ich hab mir die Gischt eine Weile ins Gesicht nieseln lassen.

Jetzt war es nur noch ein kurzes Stück bis Finisterre und ich fuhr so nah wie möglich an der Küste entlang und konnte so noch einen tollen wilden und leeren Strand entdecken und kam durch einige kleine Dörfer.

Und schon war ich am Leuchtturm von Finisterre.

Meine Unterkunft war etwas mehr als fünf Kilometer entfernt in der kleinen Stadt Fisterre und so bin ich einfach noch mal hoch gejogged, um mich mal wieder richtig auszutoben. 

 

Zum Sonnenuntergang bin ich dann noch mal hoch gefahren und wahrscheinlich zum 17. Mal an diesem Tag auf dem Motorrad nass geworden.

Santiago de Compostela

Morgens habe ich den 2. Teil des Wettstreits zwischen den beiden Städten Burgos und León vollzogen und mir die Kathedrale eben von León angesehen. 

Ich muss sagen, die von Burgos gefiel mir noch besser. Und auch die Tapasbars waren in Burgos „echter“, mehr spanisches Volk und weniger rein auf Touristen aus.

Doch die Racion diverser Schinken am Abend in León waren Leckerbissen.

Die Schinken habe ich nicht forografiert, doch die Kathedrale nachts auf dem Weg in meine Herberge.

Auf der Weiterfahrt führte die Landstraße weite Abschnitte entlang der meistgegangenen Route des camino – ein nicht abreißender Strom von Pilgern.

Das sah auch in Astorga nicht anders aus, wo ich mir den Bischofspalast von Gaudi anschaute.

(Hier waren dann auch die 3000km bereits erreicht – leicht verschätzt würde ich sagen, bzw. doch einige Haken zusätzlich geschlagen…)

Eine Sehenswürdigkeit ganz anderer Art war die ehemalige wichtigste Goldmine der Römer „Las Médulas“.

Die ockerfarbenen Hügel sind die Reste einer Landschaft, die die Römer mit Unmengen von Wasser, für das sie extra ein Aquädukt gebaut hatten, herausgeschwemmt haben.

 

Dann lagen über 200km bis nach Santiago de Compostela vor mir, die bzgl. Wetter nichts Gutes erwarten ließen. So hielt ich gerade noch rechtzeitig an, um mich mal wieder warm und dicht einzupacken, was auch genau richtig war. Es wurde kalt und es regnete bis kurz vor Santiago.

Kurz vor der Ankunft am Rande der Altstadt von Santiago lag plötzlich eine auffallend schimmernde Ölspur auf der nassen Straße vor mir – einige von euch werden wissen, was ich für eine besondere Beziehung zu Ölspuren habe seit dem 5. Juni 2017.

Doch dort angekommen wurde ich von einer Pilgergruppe um vier ehemalige E.ON Kollegen in deren Wohnung aufgenommen.

Nach einer Dusche und Tinto y Tapas noch in der gemütlichen Wohnung kam sogar die Sonne wieder raus.

Es wurde ein sehr netter Abend!

Morgen gibt’s mehr… 

Wieder in der Sonne!

Wie das Wetter heute morgen war schreib ich lieber nicht. So. 

Jedenfalls schliefen Diego und sein Mitbewohner noch, als ich die Wohnung verließ und mich warm und dicht eingepackt nach Santillana del Mar aufmachte. Weil es dort wieder (oder immer noch) regnete, reichte es nur zu einem späten Frühstück und das Fotografieren fiel aus. 

Ein Stück weiter am Meer in San Vincente de la Barquera war es immerhin von oben trocken und es sah aus, als wäre es hier bei gutem Wetter richtig nett.

Nun war es nicht mehr weit bis zum Eingang in die Picos de Europa.

Auf dem Weg dorthin ein kleiner Abstecher nach Lebeña

und auf dem Weg nach oben lag der schöne Ort Potes.

Auf der Nordseite war es noch verhangen, auf der Südseite schien die Sonne – ich glaube, ich weiß jetzt warum ich Castilla y León schon immer toll fand, obwohl ich bis vor ein paar Tagen noch nie hier war.

Seht selbst.

Die Fahrt durch die Picos führte mich über zwei Pässe und später an einem Stausee vorbei. 

Bären soll es hier geben, gesehen habe ich beeindruckende große Greifvögel, ich will nicht behaupten, dass es Adler waren, doch ich bilde es mit einfach mal ein. (Das Bild zeigt einfach eine Dohle, die von der Steinskulptur eines Bären wegfliegt ?)

 

Auf der Passhöhe dann mal der Versuch eines Selfies mit einem unsichtbaren Selfiestick ?

 

4 Grad waren dann noch gut auszuhalten.

Auf der Weiterfahrt lag ein Dorf, in dem sie die Schuppen oder Scheunen so hochgebockt hatten, wie es mir aus dem Wallis bekannt vorkam.

Bemerkenswert ist noch gewesen, dass immer wieder trockene und auch frischere Kuhfladen auf der Straße lagen, was in der Kurve in Schräglage manchmal spannend wird. Irgendwann standen dann nach einer Kurve plötzlich auch eine große Menge Kühe auf der Fahrbahn, die keine Anstalten machten, die Straße zu räumen und deren Hörner dann doch bedrohlich fast auf Augenhöhe waren.

Kurz vor León wurde es endgültig so warm, dass ich den ganzen Kram loswerden musste.

León war und ist herrlich warm, doch bevor ich mir es gemütlich mache, muss ich erstmal wieder Sport treiben, vor allem eine Runde laufen. Ach ja, Wäsche waschen war auch noch dran. 

Natürlich gibt’s hier das Gegenstück zur Kathedrale von Burgos. Die massiven und weniger filigranen Fundamente lassen drauf schließen, dass diese hier früher entstanden ist, im Übergang von der Romanik zur Gotik.

En fin … Tapas! ☺

Zurück in den spanischen Norden

Die Kathedrale von Burgos habe ich mit natürlich angesehen, ein Prachtexemplar ihrer Art. 

Ein paar wenige Bilder davon nur.

Das erste, weil hier mal der Hl. Joachim im Zentrum steht – wer kennt schon seine Rolle in der heiligen Schrift? 

Das blieb von El Cid 

 

 

Eine besondere Stellung hatte die katholische Kirche ja sicher, doch dass das Königshaus sogar ein Stück der Burg opfert und man daher in der Kathedrale 8 Höhenmeter überwinden muss und dafür dann eine goldene Treppe bauen darf, finde ich schon herausragend.

Dann bin ich den Tipps von Felix gefolgt und habe mir die kaum besuchte St. Nikolaus gleich nebenan angesehen und später noch das Kloster Cartuja de Miraflores etwas außerhalb. 

War es in Burgos noch richtig sonnig und warm,

– und ihr könnt Euch sicher denken, was diese Figur vor der Kathedrale auf der Bank darstellen soll, Burgos ist morgens und abends voller Pilger – so wurde es auf dem Weg nach Santander im Norden richtig kalt. Und dann kam der Regen dazu. Richtig Muse für ein passendes Foto dazu hatte ich dann doch nicht – doch zum ersten Mal den Sturmkragen an der Jacke.

In Santander selbst hörte der Regen wieder auf, doch die dichten Wolken und der Wind blieben. 

Dafür war Diego venezuelanisch-spanisch herzlich erfrischend, ein Sport-Student und Neffe meiner ehemaligen E.ON-Kollegin Aurora „Speedy“ Gonzalez. Er zeigte mir ein bisschen was von Santander, vieles davon irgendwie von einer gewissen Bank finanziert und aufgrund des Wetters sehen die Bilder jetzt auch nicht so umwerfend aus.

 

Wir hatten auch noch Begleitung von Dorothee, eine Freundin von Diego und ebenfalls aus Venezuela.

Kulinarisches Highlight waren die besten Sardellen, die ich je gegessen habe!

Und ich habe das Wissen mitgenommen, dass es in Santander nur zwei Sorten Wetter gibt, entweder so nass-windig-kühl wie heute oder einfach nur Sonne.

Felix muss man treffen – oder sein

Gestern Abend noch zog – die Biskaya zeigt sich von ihrer bekanntesten Seite – tiefhängende Bewölkung in die Bucht und zusammen mit dem Sonnenuntergang ergab das ein eigentümliches gespenstisches Licht…

Und heute morgen war alles verhangen, so hab ich mir den Weg in die Bucht von Zarautz gespart, Wellenreiter waren natürlich trotzdem unterwegs.

Die Fahrt nach Bilbao war so wie ich die Stadt selbst erwartet hätte, arbeitsreich würde ich es beschreiben, durch ein enges Tal, viele halb verlassene Orte, viel Schwerlastverkehr, schön ist anders. Doch Bilbao selbst fand ich klasse, nicht nur das Guggenheim Museum – vielleicht weil ich so wenig erwartet habe.

 

Im Museum selbst durfte man die meisten Kunstwerke ja nicht forografieren, daher ein paar Schüsse von der Architektur des Gebäudes – fand ich echt beeindruckend.

 

 

 

Ja und dann hab ich mich ich mich noch selbst künstlerisch  betätigt, denn Henri Michaux war der Meinung, dass man sich mit Worten nie ausreichend auszudrücken vermag, weswegen man aufgerufen war, das selbst an einer Worttafel zu versuchen – seht selbst:

Die Weiterfahrt nach Burgos war dann das Kontrastprogramm zum Vormittag – nahezu alleine war ich unterwegs, kurvenreich, bergig und doch gut ausgebaut.

 

 

Burgos oder León?

Nun, zumindest bin ich zuerst in Burgos – welche der beiden rivalisierenden Städte von Castilla y León bei mir das Rennen machen wird, da hat wohl das Wetter einen großen Anteil an meinem Gemütseindruck – seht selbst, morgen früh will ich mir dann noch die Kathedrale von innen anschauen plus zwei weitere Kleinode, die mir Felix ans Herz gelegt hat.

Felix ist ein witzig-charmanter 75j Kerl aus Burgos, der über 30 Jahre in der Organisation des Teile-Service für die deutschen Autobauer im spanischen Markt unterwegs war, natürlich konnte er gut deutsch – mit meinem spanisch wären wir auch nicht weit gekommen.

Ein netter Abend, man muss nur Glück haben, vielleicht ein bisschen danach Ausschau halten, in welche Tapasbar die Spanier gehen. Salut!