Fisch unterm See

Besonderer Abschluss der Tour sollte sein und war es dann auch, direkt bei Martinas und Dieters Steckerlfischparty in deren Garten aufzulaufen – diese Party ist eine schöne Tradition, die nun schon zum 24. Mal stattfindet und bei der Michael und ich zusammen mit Dieter und seinem Bruder Thomas die geistigen Väter sind. Wie so oft geschehen große Dinge aus einem Mangelerlebnis heraus und so wurde ein seinerzeit gemeinsamer Besuch beim Würzburger Kiliani-Volksfest zum Erweckungserlebnis. Das Festbier damals war durchaus süffig, doch die dort erworbene gegrillte Makrele – eben Steckerlfisch – war trocken und teuer. So lautete der Beschluss, dass man es selbst besser können muss. Zu Beginn hieß die Gartenparty auch „Fisch-unterm-See-Tanz“ – ein Zitat aus dem Film „Zurück in die Zukunft“ oder „NDW-Party“, weil wir bis spät in die Nacht das Fett der Makrele zu Hits der Neuen Deutschen Welle aus den 80ern abtanzten. Beide Titel sind ausgewaschen, weil wir nicht mehr tanzen, auch wenn der Kern der Gäste bis heute stabil ist. 

So fuhren wir also nach einem Frühstück am Ufer des Staffelsees über die Wieskirche, Kaufbeuren, Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber direkt zum Haus von Martina und Dieter, wo wir um ca. 16.30 zum Bieranstich sogar schon zu spät kamen.

 

 

Die Route

Espresso an der alten Militärstraße

Da bin ich doch tatsächlich zum Sonnenaufgang zu spät aufgewacht…

 

Der Abschied von der Alm, auf der es uns so gut gefallen hat, fiel nicht mir nicht ganz leicht, es war schon ein Glückstreffer gewesen. Der Forstweg nach unten war dann doch griffiger als befürchtet.

Und nachdem der Weg zu Michels zweitem Zuhause am Staffelsee nicht weit genug war, haben wir noch eine alte Militärstraße in den Dolomiten und zwei Straßenpässe, den Falzarego und den Valparola eingebaut.

Einer der Höhepunkte des Tages war sicherlich der Espresso vor dem Bergpanorama.

Die Route 

Mit dem Moped auf die Alm

Wenn man schon beim check-in allen Gästen erzählt, dass es bis drei Uhr nachts laute Musik geben kann, dann verhält sich ein Teil der Bewohner eben auch so – also wurde es laut und ein Gewitter tat sein übriges.

So packten wir ohne Frühstück unsere Sachen und fuhren durch das Weinanbaugebiet Primorska, auch wieder entlang der Soča und über den Vršičpass sowie den Wurzenpass nach Kärnten, um im Idealfall eine Alm zu finden, die sowohl jenseits der Touristenströme liegt als auch legal mit dem Moped anfahrbar ist.

Zwischendurch gab es bei Kranjska Gora am Bett der Pišnica einen selbstgekochten Espresso. Ach ja, nass wurden wir heute wiedermal, doch das war angenehmer als die Hitze von bis zu 36 Grad. 

Und die Alm-Suche gelang! Nach 9km teils steiler Forststraße erreichten wir die Feistritzer Alm – es war perfekt: Bewirtschaftet, noch mehr als genug Platz – nur vier Gäste über Nacht – und tolles Wetter zum draußen sitzen. Wie erträumt. 

 

 

 

Die Route 

Mückenschwärme statt Menschenmassen

Nun doch nicht Plitvizer Seen mit Karl May Romantik. Es war einfach gigantisch voll und so flüchteten wir vor dem Szenario sich mit tausenden von Menschen im Nationalpark umherzuschieben und fuhren so weit wie möglich auf Nebenstraßen nach Slowenien an die Adria, um dort nach Abweisung beim ersten Campingplatz am zweiten in einem Schwarm von Stechmücken zu landen.

Was für ein zweifelhafter Handel. 

Ein Höhepunkt des Tages war das Mittagessen in Bakarac, eine Fischplatte wie man sie sich wünscht.

Doch immerhin waren wir abends im Meer baden, was auch nötig war nach bis zu 36 Grad.

Die Route 

Heute wars nur von unten nass

Zumindest wenn man die Dusche am Morgen und ein paar kaum wahrnehmbare Tropfen vom Himmel während der Fahrt am Vormittag vernachlässigt, kam heute das Wasser nur aus Pfützen auf uns und unsere Motorräder.

Von Sarajevo weg nahmen wir eine offizielle Straße durchs Gebirge, von der wir schon wussten, dass sie einen offroad Anteil hat. Bei der Pfadfinderei half uns dann mit Lächeln und Gesten ein Lkw-Fahrer, der mit Baumstämmen beladen aus dem Wald kam und uns verständlich machte, dass der Weg weiter oben unpassierbar sei, weil der Regen der letzten Tage zu heftig war. Doch er hatte eine Alternative parat, der wir ohne weiteres folgten – und sie brachte uns auf einer Art Wanderweg an das gewünschte Zwischenziel.

Im nächsten Ort versorgten wir uns (mal wieder) mit etwas essbarem und hatten sehr nette kurze Kontakte zu einem alten Barbier und einem Friseur, der die Kindheit bis einschließlich Grundschule in Warendorf verbracht hatte und uns nun half, uns beim Bäcker verständlich zu machen.

Die Strecke mit Tagesziel Plitvizer Seen führte uns entlang eines Flusses und über weitere Berge, meist unspektakulär, jedoch schön und abwechslungsreich. 

Auffällig war die Veränderung der Ortschaften als wir im Nordwesten von Bosnien in die Teilrepublik Srpska kamen, welche serbisch-orthodox geprägt ist, so dass mit einem Mal die Moscheen verschwanden und stattdessen teils prächtige orthodoxe Kirchen ihren Platz einnahmen. Man bekommt so einen Eindruck davon, wie willkürlich und zwanghaft Grenzziehungen selbst heute noch sind.

 

Erstaunlich war, dass nach dem gestrigen Ausfall der Lampe für das Hauptlicht bei meinem Motorrad heute auch an Michels die Beleuchtung ausfiel. Doch beides sind Standard-Leuchten, die an Tankstellen zu kriegen sind.

Im Nationalpark Plitvizer Seen fanden wir einen kleinen Campingplatz und nahmen uns ein Plätzchen mit speziellem Loveseat

Die Route 

Sarajevo – wie auf einem anderen Kontinent

Übrigens war es heute Morgen in Zadar bedeckt und wir wurden auf der Fahrt nach Sarajevo mehrfach heftig nass. 

Am außergewöhnlichsten war sicherlich, dass die Straße zweimal plötzlich von einer Teer- zur teils ausgewaschenen Schlaglochpiste wurde. 

Kroatien auf Nebenstraßen zeigt sich plötzlich von einer ziemlich uneuropäischen Seite nämlich entvölkerte Dörfer. Plötzlich tauchen dann aus dem Nichts Luxuskarossen auf. Die Landschaft ist wild und schön – so zum Beispiel Skradin – und die Straßen scheinen an vielen Ecken die einzige Zivilisation zu sein.

Nach dem Grenzübertritt zu Bosnien-Herzegowina erscheinen die Dörfer richtiggehend deutsch – inklusive runder Regenfallrohre. 

Wir fuhren an mehreren Seen vorbei, zuerst am Buško jezero. Nach einer Mittagspause an einem Pekera gelangten wir auf eine Hochebene – Blidinje – mit den bereits erwähnten Schotterpisten hinunter nach Jablanica am Neretva, wo die ersehnte Tankstelle die 1150 GS von größerem Durst erlöst hat. 

Der Versuch, die Reststrecke nach Sarajevo zeitlich abzukürzen wurde von zwei lustigen Männern in Uniform vereitelt, die uns für das überfahren einer durchgezogenen Linie – noch dazu auf einem Viadukt (!) – mit je 52 bis 156€ strafen wollten, was darin endete, dass wir ohne offizielles Strafmandat mit einem 50€ Schein weniger einfach weiterfahren dürften. Und war es recht, den beiden sicher auch.

 

Sarajevo empfanden wir beide als mehr als lohnenswert, denn die muslimisch dominierte Stadt wirkt endgültig wie auf einem anderen Kontinent und das gerade mal 1000km Luftlinie entfernt von zuhause.

Die Route 

Nach Regen kommt wirklich Sonne

Start diesen Morgen ohne Frühstück… Tststs 

Immerhin gab’s vom Bäcker um die Ecke ein Croissant auf die Hand und es war zunächst wieder trocken für die Fahrt entlang der Soća. In Kanal, einem schön an der Soća gelegenen Dorf, gab es dann endlich den ersehnten ersten Kaffee des Tages.

Fürs richtige Frühstück war Triest, die schöne alte K&K-Kaffeestadt, angepeilt.

Auf der Weiterfahrt begann es mal wieder teils heftig zu regnen, weswegen wir eine Weile unter dem Dach einer Bushaltestelle verbrachten und wieder alles dicht machten für die anstehende Regenfahrt nach Kroatien. Am Grenzübergang selbst machte der Regen während des ca. viertelstündlichen Staus Pause. 

 

Für eine kleine Vesper zur Mittagspause fanden wir einen Abzweig in eine kleine Siedlung an der Küste südlich von Rijeka, wo wir in einer Sackgasse an einem Rohbau anhielten und auf zwei Familien im Nachbarhaus trafen, die uns mit einem Ladeversuch meines streikenden iPhones und einem Kaffee unter dem schützenden Dach eines Feigenbaumes bei Laune hielten.

Weiter südlich bei Senj fiel im Sonnenschein an der Tankstelle die Entscheidung nun doch nicht zu den Plitvizer Seen zu fahren, weil es dort doch wieder nur heftige Gewitter am Abend und auch am Folgetag geben sollte und so wählten wir als Tagesziel die Stadt Zadar, was sich als goldrichtig rausstellen sollte, denn sowohl die Fahrt dorthin auf der Küstenstraße, die Fährfahrt von Prizna auf die Halbinsel Pag und die karge Schönheit von Pag waren grandios, wie eine Mondlandschaft zum einen und ein bisschen wie Wildwest-Kulturland, wo man jederzeit damit rechnen muss, dass ein Ranger mit der Knarre angeritten kommt, um sich vor Rinder-Diebstahl präventiv zu schützen.

Zadar selbst war – keine Überraschung – überfüllt von Touristen, doch wir fanden eine zwar späte doch ruhige Ecke für ein leckeres Abendessen.

Die Route 

Eichndlich wars gans schö

Nur hinnenaus hads gschüdd wie nedd gscheid und ghachld hads dassm Michel di Middessa vo da Nas nausgschoche hadd…

Bei der Abreise in Sterzing hatte es glatt aufgehört zu regnen und so schmissen wir uns in den Samstagsverkehr zunächst auf der Hauptroute nach Osten in die Dolomiten über Bruneck und Toblach nach Sexten, wo wir uns mit Südtiroler Speck, Käse und Brot versorgten, um später unterwegs eine Rast am Berg machen zu können. Den ersten Regenguss des Tages überstanden wir nach überqueren des Kreuzbergpasses beim Cappuccino in Laggio di Cadore.

Das Panoramabild entstand dort wo wir unsere Brotzeit machten.

Über den nächsten Pass ging es am Lago di Sàuris hinein nach Slowenien.

Kurz vor der Grenze fand sich ein besonderes Vehikel…

Das besondere Ziel war sogleich der Mangart, ein Sackstrasse mit sich mehrfach kreuzender Route.

Auf der Weiterfahrt lag der grandiose Wasserfall Virje, zu dem wir doch tatsächlich mal eine viertel Stunde laufen mussten.

Als Tagesziel hatten wir uns Tolmin ausgewählt, doch etwa 20 km vorher erwischte uns noch ein Wolkenbruch, der das Fahren fast unmöglich machte, nur das Ziel vor Augen – zumindest vor dem geistigen, denn eigentlich sah man nichts mehr – fuhren wir in Schleichfahrt bis nach Tolmin.

Das Bild lässt den Wolkenbruch erahnen, wir bleiben noch kurz stehen und versuchten uns so dicht wie möglich einzupacken, was weitgehend gelang.

 

 

Die Route von heute 

Überraschende Abkühlung

Die geplante Alpenrunde mit Michel wird ausgeweitet zur Tour auf den Balkan – Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina sind die Ziele neben Österreich und Italien als Transit-Länder.

Am Ende der A7 wählten wir die Route übers Hahntennjoch, das Ötztal, Timmelsjoch und Jaufenpass nach Sterzing, wo nach mehr als 500km Schluß sein sollte. 

Spruch des Tages: „Wir biegen jetzt ab nach Süden, da wird’s trocken…“

Nur um dann erneut in einen Platzregen auf der Südrampe des Jaufenpasses zu kommen.

Die Route