Gorge(ou)s…

Schön war der Beginn des Tages in den Pyrenäen und plötzlich war ich schon in Frankreich. 

Und tatsächlich großartig und prächtig war es in den Schluchten, durch die ich heute gefahren bin, zum einen den Gorges de Galamus und einige andere enge Täler die gar keinen bekannten Namen haben – und einsam war es, erstaunlich einsam. 

 

Auf dem Weg ins Katharerland wurde das Wetter immer schlechter, es zog zu und immer wieder gab es Schauer, bis mich dann am Chateau Peyrepertuse der Regen richtig überfiel. Die Katharer sind mal wieder ein Beispiel für den zerstörerischen Eifer der katholischen Kirche – Zurückweisung von Eigentum und ein asketisches Leben sind der Kirche wohl heute noch fremd.

Eine späte Mittagspause jedenfalls rettete mich vor dem frühen Stimmungstief. 

Ähnlich ging es dann in Carcassone weiter. Gerade war ich in die berühmte mittelalterliche Stadt hineingegangen, goss es wieder heftig. Es reichte gerade für ein paar Fotos und ich sah zu, dass ich vor dem heranziehenden Wolkenbruch wegkam, was mir immerhin gelang.

 

Auf dem Weg nach Béziers – wo ich dann die A75 nach Millau nehmen wollte – wurde es immer sonniger, was die vielen Alleen, durch die ich fuhr, noch schöner machte. War ich am Vormittag durch ein Stück des Weinanbaugebiets Languedoc-Roussillon gefahren, so fand ich mich nun wieder im östlichen Teil davon.

Auf dem Weg nach Norden wurde die A75 immer abenteuerlicher, auf langgezogenen Kurven bergan wie auf einer Landstraße wurde eine Passhöhe und ein schönes Bergdorf erreicht.

Dahinter wurde es auf dem Weg nach Millau immer kühler und regnerischer. 

Und da war sie dann, die riesige Brücke über das Tal des Tarn – ein gigantisches Konstrukt.

Auf der anderen Seite ist der Gorges du Tarn zu sehen, wo ich morgen hinfahren möchte.

Die Route 

Der verhinderte Dalí

Montags sind die Museen geschlossen. Scheint grundsätzlich so zu sein. Jedenfalls die Salvador Dalí Museen in Pubol und Cadaqués. Seine Kunstwerke sind ja über die ganze Welt verstreut, doch ein paar könnte  man eigentlich hier im Nordosten Spaniens sehen. 

So blieb mir zu sehen das eine Museum von außen 

Seine Casa am Meer 

Und seine Statue am Strand von Cadaqués 

Und so blieb mir also auch mehr Zeit für Girona einerseits und das Cap de Creus.

Girona ist eine schöne Stadt mit bewegter Geschichte zwischen Eroberung durch Araber, Rückeroberung und Zerstörung sowie auch Judenvertreibung. 

Zum Cap de Creus führt eine spaßige Motorrad-Strecke, die sich alleine schon lohnt und das Cap noch viel mehr.

Der Fahr-Tag endete dann mit einem heftigen Gewitterguss – leider über mir und dann wirklich an der Casa Holly, einem Biker-Hostel am spanischen Rand der Pyrenäen, die ich von zwei Mitarbeitern von Mallorquin Bikes empfohlen bekommen hatte.

Die Biker sind schon ein sehr spezielles Völkchen mit großer Typ-Streuung, doch irgendwie muss ich mich wohl nun dazu bekennen oder es zumindest mal versuchen.

Am witzigsten waren die „Wildecker Herzbuben“, ich schätze mal locker 160kg, die ihren orangenen 1290er KTM Superdukes  in Sachen Gewicht fast ebenbürtig waren. Zwei waschechte Mittsechziger Hamburger, die auch richtig am snaaken waren – und sie hatten viel zu erzählen, u.a. wie ein Erdölkonzern seine Tankstellen Pächter auf seine alten Tage behandelt. 

Die Route 

Ruhetag

Na es war zumindest weitgehend ein Ruhetag, denn es stand nur ein kleiner Abstecher nach Blanes an, dem Nachbarort, in dem es einen schönen botanischen Garten direkt am Meer gibt, den ein Deutscher gegründet hat. Dort wird auch die Küste wieder felsig mit kleinen Buchten und oberhalb beginnt dann die Costa Brava. 

Morgens war ich schon laufen und im Meer schwimmen, allerdings war das barfuß im Sand joggen etwas Streß für meine Fußsohlen, da der Sand hier sehr grob ist, am Ufersaum sogar schon eher Kiesel. Auf dem Rückweg wurde ich dann noch mal von oben nass – es sollte noch ein paar Male regnen im weiteren Verlauf des Tages.

So nahm ich Montse das kleine Stück nach Blanes mit und wir verbrachten die Zeit im botanischen Garten, bei Paella und am kurz am Meer. Ich sprang auch noch mal ins Wasser, für Montse jedoch beginnt die Bade-Saison immer erst am Johannistag am 24.6. – ein großes Fest hier. 

Es war ein sehr ruhiger Tag, an dem ich auch eine längere Zeit auf der überdachten Terrasse des Hotels mit Lesen verbrachte.

Keine Route heute.

Langsamer…

…Reisen, war heute die Devise auf der Weiterfahrt.

Mit Montserrat stand mal wieder ein Kloster auf meiner Liste, ein Besuch der schwarzen Madonna, doch so richtig war mir nicht bewusst, dass es ein Samstag war. Der Andrang war groß, es waren unzählige Sprachen zu hören und eben auch nicht wenig spanisch und catalan… Samstag eben. So war schon die kurvenreiche Bergstraße kein reines Vergnügen und das Getümmel oben erst recht nicht. Also entschied ich mich gegen den Besuch des Klosters und für ein bisschen „Ruhe“ in der Basilika.

Am schönsten war eigentlich der Anblick des Bergmassivs von der Ferne, aus der es aussah wie Finger.

Eine nette Überraschung waren dann die Seat-Oldtimer, die sich dort oben gesammelt hatten und die mir bewusst machten, dass Seat ja auch mal eine selbständige Historie hatte.

 

Am Nachmittag erwartete mich ein typisches Badehotel an der Costa Meresme, nämlich in Malgrat de Mar, wo eine Grundschulfreundin von mir lebt und die mich für den Abend erwartete. Und wie heißt die gebürtige Spanierin? Montserrat, von allen damals einfach Montse gerufen.

Bis dahin hatte ich noch Zeit für Strand, Meer und Hotelpool. 

Es wurde ein Abend, an dem wir uns viel über die gemeinsame Zeit in der Würzburger Pleicher Grundschule und unsere Erlebnisse erzählten – lustig wie gleich man manches und wie sehr anders man anderes erlebt hat.

Ich lernte einiges über die spanische Wirtschaftskrise seit 10 Jahren und über das korrupte politische System einerseits und die gespaltene katalanische Bevölkerung andererseits, ob man denn tatsächlich einen eigenen Staat wolle.

Die Route 

Barcelona…

Zweierlei habe ich mir vorgenommen für Barcelona. Die La Sagrada Familia wollte ich besuchen und ins Cal Pep zum Abendessen gehen – beides ist gelungen – und wie!

Vor allem in der Kathedrale ergreift mich nun schon zum zweiten Mal ein Gefühl, das ich gar nicht richtig beschreiben kann. Schon von außen ist sie so besonders und schön.

Und dann die Innenstruktur des Gebäudes, der Wald an Säulen, wie sie gestaltet sind, wie sie scheinbar in den Himmel ragen, die Proportionen und Verhältnismäßigkeiten… Das Gesamtbild und die Details… Es ist das Beispiel überhaupt für die Passion, die jemand haben muss, um so etwas stimmiges und großartiges zu erschaffen. Antoni Gaudi hat hiermit etwas entworfen und geschaffen, das mich fasziniert wie kein anderes Gebäude.

Auf Empfehlung von Claudius‘ Freunden machte ich mich also auf ins Cal Pep, was sich als echter Geheimtipp erwies, es war also so voll, dass nur ein Einzelgänger wie ich sofort einen Platz bekommt. So bestellte ich Tortilla, Tuna-Tartar und Pulpo wie aufgetragen und bin damit bestens unterhalten gewesen. Zusätzlich konnte ich das laute Gewusel hinterm Tresen und das noch lautere Stimmengewirr voll einsaugen,  zumindest so lange bis Susan und Vincent mich ansprachen – zwei kanadische Rentner aus Quebec auf Rundreise durch Spanien und Portugal. Am Ende des Abends hatte ich noch mehr Gründe für ein gutes Gefühl, denn zum Einen schätzten sie mich auf 35 (sicher hab ich mich nur verhört ?) und zum anderen habe ich nun eine Einladung nach Quebec und bei beiden einen Stein im Brett – bei ihm, weil ich in seine SAP-Lästereien einstimmen konnte und bei ihr, weil meine Geschichte ihr so gut gefiel.

Die Route

Adéu Mallorca!

Heute Morgen waren wir schwimmen, für mich ein „noch mal“, für Rudolf und seine Nachbarin Bettina ein tägliches Ritual. Wie schön! 

Dann hieß es Abschied nehmen und ab auf die Fähre nach Valencia – nicht ohne vorher noch auf einer Bank den Strafzettel zu bezahlen, den sie mir am Kloster Lluc drangesteckt hatten, für einheimische wohl ein bekanntes Phänomen, dort radikal gegen Falschparker vorzugehen, obwohl sonst vieles geduldet wird und Motorräder eigentlich eh außen vor sind. In der ersten Bank traf ich auf einen unmotivierten „Schalterbeamten“, der mich zur Kommune bei Lluc schicken wollte und in der zweiten auf eine nette patente junge Frau, bei der das in 2 Minuten erledigt war.

Das Timing, zur Fähre zu kommen, war perfekt, denn es ging just in diesem Moment mit der Auffahrt los. Ich machte mich sofort auf die Suche nach dem Weg zu einem offenen Deck, was mir auch gelang – es war das Landedeck für Hubschrauber – nur leider fing es fast sofort an zu regnen.

Später kam ich bei bester Sonne zurück und es war überraschenderweise nur eine andere Person hier – Katrin aus Brüssel, wie sich später rausstellte, die von einer Hochzeit aus Palma kam und nun Freunde in Valencia treffen wird. Sie arbeitet als Bauingenieurin für Ärzte ohne Grenzen, war zuletzt in Afghanistan tätig und gerade in einer längeren Job-Pause, die sie jedes macht. Wir unterhielten uns – mit Unterbrechung durch ein kurzes Schläfchen – die ganze Zeit auf dem „Sonnendeck“ auf dem harten Stahlboden sitzend. Sie war schon viel rumgekommen in der Welt und so vergingen die Stunden eher wie im Flug denn wie auf einem Schiff.

Valencia erreichten wir aufgrund belegter Mole erst mit Verspätung, so dass der Hunger schon groß war. 

Keine Route heute.

Rudolf und Bea

Der Tag heute war so ganz anders als alle anderen bislang. Ich verbrachte ihn mit Rudolf und Bea. Und viel mehr als dass es großartig war mit den beiden möchte ich im Moment auch gar nicht schreiben. So viele  Anregungen und Resonanz habe ich von den beiden bekommen. Es gibt viel nachzudenken für mich. 

Toll war auch Rudolfs Bericht über seine Motorrad Reise von Leipzig nach Kathmandu von Ende November bis Ende Februar diesen Jahres mit seiner Freundin Jana. Immerhin schafften wir es, ein Foto von uns mit unseren Adventure-Bikes zu machen. Er hatte seine Maschine erst Ende letzter Woche aus dem Zollhafen in Barcelona nach dem langwierigen Rücktransport aus Asien abholen können und sie war noch original verdreckt von den 15.000 km.

Wie unfassbar klein diese Welt ist, zeigte sich an einem Foto aus einer Schule in Kathmandu, die Rudolf und Jana besuchten, denn dort trafen sie einen Voluntär aus Deutschland, der nun ausgerechnet der Sohn eines Bekannten aus Würzburg ist. 

Keine Route heute.

Badebuchten-Expedition

Entlang der Ostküste und Südküste bin ich heute gefahren, nicht so spektakulär wie gestern, dafür noch mehr Badebuchten und auch einige wenig bekannte und mit etwas Offroad und Kletterei über Mauern gewürzt. So konnte ich eine Art neuen Duathlon kreieren – runter vom Bock und raus aus den Klamotten, rein in die Badehose und ins Meer – und wieder andersrum. Herrlich erfrischend, manchmal einsam und manchmal schon ganz schön frequentiert. 

Am Ende der ganzen Duathlons fuhr ich zum Kette nachspannen noch mal bei Samu in Felanitx vorbei, bevor ich zu Rudolf – meinem Abikollegen – in Illetas direkt bei Palma de Mallorca fuhr.

Die Route von heute:

Von der Natur verzückt, von der Fahrt beglückt

Heute war – wenn ich überhaupt vergleichen will – der beste Fahrtag bislang. Und was für eine Landschaft! Ich bin die ganze Nordküste von Sant Elm durch die Serra de Tramuntana bis hoch zum Cap Formentor gefahren und habe mit allen Stops fast 12 Stunden dafür gebraucht. Und dabei war ich nur 2x im Wasser. Neben den erwähnten Anfangs- und Endpunkten waren u.a. Port de Sóller, Sa Calobra, Torrent de Pareis und Santuari Lluc dabei.

Heute könnte ich 100 Bilder hier reinstellen.

 

 

Die berühmte Felsspalte am Torrent de Pareis und das Kloster Lluc brachten dann intensive und gute Erinnerungen an ein offsite Meeting mit dem damaligen Executive-Team hervor, die prompt einen Strafzettel der spanischen Polizei zur Folge hatte, offensichtlich war das wilde Parken der – sehr wenigen – Motorräder hier nicht geduldet.

Am Ende des Tages hatte ich noch mal Glück, denn am Cap Formentor waren Bergziegen direkt in den Felsen an der Straße ohne jede Scheu am Kräuter aus den Spalten zupfen und eine davon hüpfte direkt vor mir auf die Straße, doch eine instinktive Vollbremsung verhinderte einen Unfall.

Was abends immer wieder schön ist – und heute besonders – wenn Dich Dein Schatten beim vielen Kurven fahren plötzlich überholt.

Ich bin begeistert – auch über den Wettergott. 

So übernachte ich heute hier in Port de Pollença und möchte morgen meine Tour im Osten der Insel fortsetzen.

Die Route

 

Nach Regen kommt Sonne

Als alter Asterix-Fan passt diese ach so tolle Weisheit auf den Sonntag perfekt.

Zudem, hatte ich nicht geweißsagt, dass ich die Wolken mit nach Mallorca bringen würde? So regnete es also bis 13 Uhr teils heftig und erst danach stand einer zumindest kleinen Tour mit Sylvia in die Tramuntana und an ein, zwei Buchten nichts im Wege. Zunächst jedoch ging es nach Valdemossa, der Ort, an dem Chopin einst einen Winter verbracht hat, um seine Tuberkulose auszuheilen, was jedoch nicht gelang, dafür machte es den Ort berühmt und die Touristen strömen in Scharen dorthin.

Im schönen kleinen Naturhafen von Deia schwamm ich dann ein bisschen in der Bucht herum – pünktlich zur Minute als der Himmel wieder zuzog. 

Ganz gemächlich machten wir uns später auf den Rückweg nach Palma, wo wir am Abend noch Freunde von Sylvia aus Regensburg zum Abendessen in einer Markthalle treffen sollten. Es wurde ein Tapas-Fest. 

Die kleine Route