Kyoto, 1. Tag (29.8.)

Am Morgen war erstmal Quartierwechsel angesagt und so brachten wir zumindest die Koffer schon in der neuen Herberge unter. Danach ging es abermals in großer Hitze los mit der ersten Etappe der World Heritage Tour. Eine enorme Dichte Unesco-Welterbestätten hat Kyoto zu bieten – und über die Highlights hinaus ist die Stadt übervoll mit Tempeln, Schreinen und Gärten. Vier davon haben wir heute geschafft, dazwischen immer wieder laufen, Bus fahren, laufen. 

Kodaiji Tempel

Chion-in Tempel 

Nanzen-ji Tempel 

Ginkaku-ji Garten 

Als es für heute genug damit sein sollte, checkten sollte für 2 Nächte in einen traditionellen japanischen Ryokan gehen, ein eher hochwertiges Gasthaus mit Papierwänden, Reismatten am Boden und Futons als Schlafmatte. 

Schon von außen sah man das Besondere.

Und innen durften natürlich keine Schuhe getragen werden, sondern Pantoffeln und im Schlafraum wiederum war barfuß zu gehen.

Eine Dame in traditionellem Gewand führte und zu unserem Zimmer und kredenzte uns kalten Grüntee auf einem Tischchen an der Fensterfront unseres Zimmers.

Japanische Hausmäntel lagen für jeden von uns bereit und wir testeten sie natürlich.

 

Abstecher nach Osaka (28.8.)

Kaum in Kyoto angekommen stand für den nächsten Tag schon ein Tagesausflug nach Osaka auf dem Programm, eine halbe Stunde mit dem Linited Express, nicht ganz so beeindruckend wie der Shinkansen und doch sehr bequem. Für Osaka stand der Besuch der Burg an, die quirlig-moderne Innenstadt, das Aquarium und das Umeda Sky Building, eines der zwanzig besten Hochhäuser weltweit nach einer Wahl von Architekten.

Die Burg war – nicht überraschend – mal wieder das anstrengendste, da es bergauf ging und keine Chance für Abkühlung bestand. Doch es lohnte sich.

Bis zu 100 Tonnen schwere riesige einzelne Felsen wurden für die Verteidigungsmauern verwendet, welche dann für einige Zeit auch unüberwindbar waren.

Zurück zur Innenstadt vorbei an einem Business-Viertel wirkte die Kontraste wieder besonders gut.

Sehr charmant fanden wir die Bäckerei „Die Güte“ – vieles nach deutschen Rezepten.

Das Aquarium am Hafen von Osaka gehört zu den größten weltweit und hatte beim Bau in Sachen Beckengrößen und Glaswandstärken einige Superlative aufgestellt.

Das Umeda Sky Building direkt am Luxusviertel am Bahnhof soll die Idee eines modernen Triumphbogens a la „La Defense“ in Paris aufgreifen. Es ermöglicht ganz oben einen luftigen 360Grad Blick und zwei Rolltreppen in frei aufgehängten Röhren zwischen den beiden Schenkeln des Bauwerks.

Unser abschließendes Abendessen war insofern bemerkenswert, weil zum ersten Mal alles auf japanisch war wie man auch an der Rechnung sehen kann.

Nach der durch einen Zugausfall bedingten spannenden Rückkehr nach Kyoto konnten wir mal eine typisch ordentliche japanische Schlange an der Bushaltestelle festhalten. Nicht, dass es eine Seltenheit gewesen wäre, sondern man denkt einfach nicht daran, sowas hier alltägliches zu fotografieren.

Auch auf den Verkehrswegen für Fußgänger sind oft Pfeile und sogar bauliche Einrichtungen, damit die Menschenmassen im Gegenverkehr gut sortiert aneinander vorbeiströmen.

Vor den Sicherheitsschranken aus Glas am Bahnsteig sind Markierungen am Boden, wo man sich von links und rechts anzustellen hat, in der Mitte eine Markierung, die dem Bereich freihält, an der die Aussteigenden Platz haben.

 

Reisetag nach Kyoto (27.8.)

Heute war es soweit – Shinkansen-Fahren nach Kyoto. Nicht, dass ich nach 15 Jahren Black-Mamba-Karteninhaber DB-abtrünnig wäre, doch was auch immer Japan Railways anders macht und auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist, Verspätungen haben wir keine wahrgenommen… Doch wir fahren ja noch ein paar Mal.

In Kyoto fiel zunächst der supermoderne Bahnhof auf.

Die Umstellung auf das hiesige Busnetz war offen gesagt groß, auch wenn die Wege kürzer sind, Tokio erschien uns  einfacher. Bis wir letztlich im Hotel waren – es gab noch Probleme beim self-check-in – war es schon nach 17 Uhr und so war es zu spät für die großen Sehenswürdigkeiten. Also auf zum Nishiki-Markt, eine riesige Markthalle auf traditionellen kleinen Läden – kulinarische und künstlerische Besonderheiten genauso wie die üblichen Souvenirshops und internationalen Markenketten.

 

 

Tokio, Tag 3 (26.8.)

Die feucht-heiße Luft schubst einen fast wieder ins Hotel zurück, wenn man morgens die Straße betritt, auch nachts kühlt es nicht merklich ab, 26-27 Grad ist angeblich die Tiefsttemperatur. So war auch heute der Weg zum Tokyo-Tower, einem Nachbau des Pariser Eiffelturms aus den Wiederaufbauzeiten nach den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs eine schwitzige Angelegenheit.

Der Tower verströmte nicht annähernd das Flair des Originals, was sicher auch an der Umgebung lag, inmitten eines Business-Viertels.

 

Auf dem Weg kamen wir auch an einer katholischen Kirche vorbei, vor der sich eine Gruppe Pfadfinder versammelt hatte – manches kommt einem doch zu deutsch vor.

 

Erwartungsgemäß wurde die Hitze über die Mittagszeit noch schlimmer während wir durch den kaiserlichen Palastgarten liefen. Doch von der Edo-Zeit war nicht viel übrig. Ein Brand in 17. Jahrhundert zerstörte die ganze Anlage, eine Familienfehde sorgte dafür, dass nicht mal versucht wurde, den Brand zu löschen.


Es war etwas ernüchternd, was zu sehen war. Der Kontrast jedoch zum direkt angrenzenden Bankenviertel war besonders.

 

So freuten wir uns alle auf ein Alternativprogramm der sehr japanischen Art, nämlich das Viertel Ikebukuro, in dem Shopping- und Elektronikmalls und ganze Kaufhäuser mit Animes und Mangas liegen. 

Ein paar Worte zum Essen hier in Japan. Das Angebot ist riesig und deswegen unübersichtlich, viele Lokale sind winzig und in unseren Breiten würde – vermutlich nicht mal in Berlin – niemand auf die Idee kommen entlang einer winzigen Ladenzeile ein Lokal zu betreiben, hier ist es völlig normal. Ebenso gewöhnlich ist, dass man sein Essen an einem Automat zu bestellen, indem man sich vorher auf einem bebilderten Aushang sein Gericht aussucht, die analog in miniaturisierter Form ausgestattete Taste drückt und mit dem ausgeworfenen Bon zum Tresen geht. Das Essen wird a la minute zubereitet und man muss es sich abholen oder bekommt es über den Tresen gereicht.

Gerade in Tokio könnte man natürlich ne Menge Geld dafür ausgeben. Bislang halten sich Experimentierfreude und Entlanghangeln an Gewohntem die Waage, wenngleich die Geschmackskompatibilität nicht immer sehr groß ist und manchmal ein Hungergefühl bleibt.

Jonathan wollte sich jedenfalls in einem Elektronik-Markt ein ganz altes Nintendo-Spiel kaufen, das es so nur noch in Japan gibt, fand die Hülle im Regal auch und telefonierte sogar mit der Shop-Leiterin, doch erfolglos, es war ausverkauft.

 

Für den Abend war noch ein Stadt-Panorama der besonderen Art angesagt, die Fahrt über die noch relativ neue Rainbow-Bridge und von dort bei Dämmerung und Dunkelheit die Lichter der Großstadt anschauen. Die frisch in Betrieb genommene Linie führte uns hinaus in einen früher abgelegenen Stadtteil ans Meer, von wo aus wir herrlichen Blick bei allerdings trotz Avendstunden nochmals heftigerer Schwüle auf die Brücke und eben die Stadt hatten.

 

 

Tokio, Tag 2 (25.8.)

Um 5 am Tsukiji Fischmarkt zur Thunfisch-Auktion zu sein war also doch weniger wichtig als ausreichend Schlaf. Wir schafften es immerhin noch zum äußeren Markt, auf dem es auch sehr japanisch zugeht.

Kurz vorher sahen wir uns einen buddhistischen Tempel an, der in manchen Teilen nicht so unterschiedlich war zu einer westlichen Kirche. Sowohl die Orgelanlage als auch der Mercedes-Leichenwagen wirkten ziemlich deutsch.

Höhepunkt des Tages war anschließend der Skytree, Tokios höchster Turm mit 634m und zwei Aussichtsplattformen auf 350 und 450m. Einfach grandios der Blick auf eine andere Art von schier endloser Weite.

 

 

 

Und sogar der Mount Fuji war zu sehen – wenn auch nur schemenhaft.

Auf dem Weg zum Asakusa-Schrein im Sensoji-Tempel wurden wir von einer großen Samba-Parade aufgehalten – brasilianischer Straßenkarneval in Tokio.

Die Tempel und Schreine des Buddhismus nehmen einen doch sehr mit in eine andere Welt, wenngleich auch einige Elemente von Huldigungen – Opfergeld in ein großes Kästchen werfen, zweimal verneigen, Händeklatschen, innehalten, wieder verneigen – nunmal vor allem der Mehrung des Vermögens der jeweiligen „Kirche“ dient und zum anderen bestätigen soll, wo das einzelne Individuum im Vergleich zur großen Institution steht.

 

 

Das Hakenkreuz irritiert als Deutscher zunächst, doch wenn man verstanden hat, was bedeutet – die Swastika ist ein Symbol für das Heilsbringende -, verkehrt sich der erste Schreck in Entrüstung, wie man das Symbol so zweckentfremden konnte.

Zwischendurch Impressionen aus der Stadt.

Die Schwüle und Hitze machte uns erneut schlapp und dämpfte die Motivation für mehr Unternehmungen doch deutlich, zudem war das Wechselbad mit der extremen Klimaanlagenluft in Gebäuden und Metro anstrengend und fröstelnd, so dass nur ein kurzer Abstecher in den Ueno-Park drin war.

An einem der Schreine war auch eine Laterne zu sehen, deren Flamme auf ein noch loderndes Feuer zurückgeht, die ein Japaner Tage nach dem Abwurf der Atombombe auf Nagasaki bei der Suche nach seinen Verwandten in deren Haus vorfand und die er auf irgendeine Art nach Tokio gebracht haben soll.

 

 

 

Tokio, die Terracity (24.8.)

Als der Wecker um 9.30 ertönte war ich noch etwas unausgeschlafen, genauso wie die Kinder. Nach dem Frühstück im Hotel war erstmal Japan Rail (JR) Tickets abholen bzw. die vier Voucher dafür umtauschen ganz wichtig. Denn mit der JR kann man sich in weiten Teilen Tokios gut bewegen. Zusätzlich gibt es noch für jeden eine Suica Card für Metro und Bus bei Bedarf. 

Die Shibuya-Kreuzung war unsere erste Station aus der Serie von Superlativen von Tokio. Menschenmassen strömen bei grün aus allen Richtungen über die Straße und nach einer guten halben Minute ist der Spuk vorbei und die Kreuzung ist wieder leer. 

 

Der Fußweg zum Meiji-jingu Schrein brachte uns ordentlich ins Schwitzen, denn nach einem morgendlichen Regen kam die Sonne durch und es wurde zusätzlich zur Schwüle noch heißer.

 

 

Anschließend war wieder in Harajuku Tokios Moderne dran, ehemals nur die Pracht Straße auf dem Weg zum Schrein, säumen ihn nun japanische und Läden aus aller Welt in oftmals ausgefallener und auffallender Architektur.

Nach Shinjuku sind wir am Abend zur Dämmerung gefahren, um dort im Metrpolitan Government Office aus dem Nordturm die Stadt von oben sehen zu können. 

Und auch Zug oder Metro fahren genauso wie die Shinjuku Station ist ein Erlebnis – jeden Tag benutzen diese mehr als 3 Millionen Menschen.

Am Abend ist das Schauspiel an der Shibuya Kreuzung noch beeindruckender.

 

 

Vier nach Osten

Gleich geht’s los… Zug nach FRA und von dort mit Emirates nach Dubai, umsteigen und nach Tokio Haneda…

Die A380 ist auch in der Touristenklasse fast großzügig – zumindest bei Emirates.

Auf dem längeren Weiterflug hatten wir dann leider eine B777, das war eng wie ein Flieger  nach Mallorca und obwohl auch von Emirates, so dass wir schon doppelt froh waren, endlich um 22.45 anzukommen. 

 

Obwohl fast alles reibungslos klappte, dauerte es noch bis halb zwei, bis wir in Shibuya unser Hotel gefunden hatten. Noch deutlich später wäre es geworden, wenn nicht ein Uniformierter den Weg wirklich vorausgegangen wäre. Er bestätigte damit ein Japan-Klischee nicht, jedoch dafür ein anderes, er konnte kein Wort Englisch sprechen – zumindest tat er es nicht. Doch er verstand meine Frage, lief bestimmt 10 Minuten vor uns her und lieferte uns an der Rezeption ab, was ihm viele Arigatos und Verbeugungen einbrachte. Wir waren tatsächlich etwas ratlos ob der riesigen Baustelle, die auch nachts um 1 noch in Betrieb und von vielen Ordnern auch bewacht wurde.

Fisch unterm See

Besonderer Abschluss der Tour sollte sein und war es dann auch, direkt bei Martinas und Dieters Steckerlfischparty in deren Garten aufzulaufen – diese Party ist eine schöne Tradition, die nun schon zum 24. Mal stattfindet und bei der Michael und ich zusammen mit Dieter und seinem Bruder Thomas die geistigen Väter sind. Wie so oft geschehen große Dinge aus einem Mangelerlebnis heraus und so wurde ein seinerzeit gemeinsamer Besuch beim Würzburger Kiliani-Volksfest zum Erweckungserlebnis. Das Festbier damals war durchaus süffig, doch die dort erworbene gegrillte Makrele – eben Steckerlfisch – war trocken und teuer. So lautete der Beschluss, dass man es selbst besser können muss. Zu Beginn hieß die Gartenparty auch „Fisch-unterm-See-Tanz“ – ein Zitat aus dem Film „Zurück in die Zukunft“ oder „NDW-Party“, weil wir bis spät in die Nacht das Fett der Makrele zu Hits der Neuen Deutschen Welle aus den 80ern abtanzten. Beide Titel sind ausgewaschen, weil wir nicht mehr tanzen, auch wenn der Kern der Gäste bis heute stabil ist. 

So fuhren wir also nach einem Frühstück am Ufer des Staffelsees über die Wieskirche, Kaufbeuren, Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber direkt zum Haus von Martina und Dieter, wo wir um ca. 16.30 zum Bieranstich sogar schon zu spät kamen.

 

 

Die Route

Espresso an der alten Militärstraße

Da bin ich doch tatsächlich zum Sonnenaufgang zu spät aufgewacht…

 

Der Abschied von der Alm, auf der es uns so gut gefallen hat, fiel nicht mir nicht ganz leicht, es war schon ein Glückstreffer gewesen. Der Forstweg nach unten war dann doch griffiger als befürchtet.

Und nachdem der Weg zu Michels zweitem Zuhause am Staffelsee nicht weit genug war, haben wir noch eine alte Militärstraße in den Dolomiten und zwei Straßenpässe, den Falzarego und den Valparola eingebaut.

Einer der Höhepunkte des Tages war sicherlich der Espresso vor dem Bergpanorama.

Die Route 

Mit dem Moped auf die Alm

Wenn man schon beim check-in allen Gästen erzählt, dass es bis drei Uhr nachts laute Musik geben kann, dann verhält sich ein Teil der Bewohner eben auch so – also wurde es laut und ein Gewitter tat sein übriges.

So packten wir ohne Frühstück unsere Sachen und fuhren durch das Weinanbaugebiet Primorska, auch wieder entlang der Soča und über den Vršičpass sowie den Wurzenpass nach Kärnten, um im Idealfall eine Alm zu finden, die sowohl jenseits der Touristenströme liegt als auch legal mit dem Moped anfahrbar ist.

Zwischendurch gab es bei Kranjska Gora am Bett der Pišnica einen selbstgekochten Espresso. Ach ja, nass wurden wir heute wiedermal, doch das war angenehmer als die Hitze von bis zu 36 Grad. 

Und die Alm-Suche gelang! Nach 9km teils steiler Forststraße erreichten wir die Feistritzer Alm – es war perfekt: Bewirtschaftet, noch mehr als genug Platz – nur vier Gäste über Nacht – und tolles Wetter zum draußen sitzen. Wie erträumt. 

 

 

 

Die Route