Die feucht-heiße Luft schubst einen fast wieder ins Hotel zurück, wenn man morgens die Straße betritt, auch nachts kühlt es nicht merklich ab, 26-27 Grad ist angeblich die Tiefsttemperatur. So war auch heute der Weg zum Tokyo-Tower, einem Nachbau des Pariser Eiffelturms aus den Wiederaufbauzeiten nach den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs eine schwitzige Angelegenheit.
Der Tower verströmte nicht annähernd das Flair des Originals, was sicher auch an der Umgebung lag, inmitten eines Business-Viertels.
Auf dem Weg kamen wir auch an einer katholischen Kirche vorbei, vor der sich eine Gruppe Pfadfinder versammelt hatte – manches kommt einem doch zu deutsch vor.
Erwartungsgemäß wurde die Hitze über die Mittagszeit noch schlimmer während wir durch den kaiserlichen Palastgarten liefen. Doch von der Edo-Zeit war nicht viel übrig. Ein Brand in 17. Jahrhundert zerstörte die ganze Anlage, eine Familienfehde sorgte dafür, dass nicht mal versucht wurde, den Brand zu löschen.
Es war etwas ernüchternd, was zu sehen war. Der Kontrast jedoch zum direkt angrenzenden Bankenviertel war besonders.
So freuten wir uns alle auf ein Alternativprogramm der sehr japanischen Art, nämlich das Viertel Ikebukuro, in dem Shopping- und Elektronikmalls und ganze Kaufhäuser mit Animes und Mangas liegen.
Ein paar Worte zum Essen hier in Japan. Das Angebot ist riesig und deswegen unübersichtlich, viele Lokale sind winzig und in unseren Breiten würde – vermutlich nicht mal in Berlin – niemand auf die Idee kommen entlang einer winzigen Ladenzeile ein Lokal zu betreiben, hier ist es völlig normal. Ebenso gewöhnlich ist, dass man sein Essen an einem Automat zu bestellen, indem man sich vorher auf einem bebilderten Aushang sein Gericht aussucht, die analog in miniaturisierter Form ausgestattete Taste drückt und mit dem ausgeworfenen Bon zum Tresen geht. Das Essen wird a la minute zubereitet und man muss es sich abholen oder bekommt es über den Tresen gereicht.
Gerade in Tokio könnte man natürlich ne Menge Geld dafür ausgeben. Bislang halten sich Experimentierfreude und Entlanghangeln an Gewohntem die Waage, wenngleich die Geschmackskompatibilität nicht immer sehr groß ist und manchmal ein Hungergefühl bleibt.
Jonathan wollte sich jedenfalls in einem Elektronik-Markt ein ganz altes Nintendo-Spiel kaufen, das es so nur noch in Japan gibt, fand die Hülle im Regal auch und telefonierte sogar mit der Shop-Leiterin, doch erfolglos, es war ausverkauft.
Für den Abend war noch ein Stadt-Panorama der besonderen Art angesagt, die Fahrt über die noch relativ neue Rainbow-Bridge und von dort bei Dämmerung und Dunkelheit die Lichter der Großstadt anschauen. Die frisch in Betrieb genommene Linie führte uns hinaus in einen früher abgelegenen Stadtteil ans Meer, von wo aus wir herrlichen Blick bei allerdings trotz Avendstunden nochmals heftigerer Schwüle auf die Brücke und eben die Stadt hatten.