Hiroshima, Tag 1 (3.9.)

Wir hatten noch etwas Zeit bis zur Abfahrt des Shinkansen nach Hiroshima, doch die Interessen, wie sie genutzt werden soll, waren unterschiedlich. Also gingen die Kinder in den kleinen Stadtzoo neben der Burg und ich schlenderte noch einmal um die Burg herum und erklom den 5. Stock eines öffentlichen Gebäudes, um noch mal einen guten Blick auf die Burg zu haben.

Auffällig war, dass man in der Stadt bereits begann, alles Taifun-sicher zu befestigen und zu verstauen, denn es war schon zu hören gewesen, dass „Jebi“ am Dienstag etwa in Zentral-Japan an Land gehen sollte, der stärkste seit 25 Jahren. Davon wäre die Region Kyoto / Osaka bis Himeji betroffen.

Schließlich fuhren wir wiedervereint weiter nach Hiroshima – also in den Westen – mit einmal umsteigen, denn die superschnelle Direktverbindung zwischen West und Ost ist den JR-Railpass-Inhabern nur mit Aufpreis offen.

In Hiroshima war es natürlich auch heiß und so waren wir alle einer Meinung, dass wir mit Badekleidung mal einen Strand besuchen, was ein besonderes Abenteuer werden sollte.

Wenngleich das auch bedeutete, dass wir an diesem noch sonnigen Tag darauf verzichteten, uns den schwimmenden Schrein von Miyajima anzusehen, wofür wir mit einer Fähre hätten übersetzen müssen.

Kaum im Zug, war unklar, ob der Zug die Station, bei der wir aussteigen mussten, überhaupt anfährt. Ein kurzer Plausch mit dem Zugführer ergab, dass er das nicht tut, dass jedoch Busse bereit stünden für die Weiterfahrt. Das tat er auch im wahrsten Sinne des Wortes, denn bis zur Abfahrt verging mich mehr als eine halbe Stunde. Sodann spuckte uns der Bus irgendwo im Nirgendwo aus und wir suchten den Strand. Er war dann noch mal ne viertel Stunde zu Fuß entlang der Straße entfernt. Dort angekommen, stellten wir fest, dass zwar vieles nach öffentlichem Badestrand aussah, jedoch alles verlassen und verschlossen, kurz, außer uns war niemand da. Nach ein bisschen hin und her entdeckten wir auch Badeverbotsschilder! Ziemlich ärgerlich, denn das Wetter war eigentlich perfekt zum Baden.

Nun lag ein langer Fußmarsch vor uns bis zur Bahnstation. Alternativ könnten wir ein Taxi heranwinken. Als eines zu sehen war, fuhr das auch kurz langsamer und an den Straßenrand zu uns, allerdings nur um abzuwinken. Uns war unklar warum. 

Als wir etwas bedröppelt weiter liefen, nahte in Gestalt eines kleinen Autos mit einem älteren Mann darin unsere Rettung. Er kam aus der Ausfahrt eines Fabrikgeländes auf uns zu gefahren, um in die Richtung abzubiegen, in die wir auch wollten. Ich hielt ihn an fragte nach dem Weg und machte ihm irgendwie verständlich, dass wir gerne mitfahren würden. Der eigentlich strenge Blick des Japaners war irrelevant, er ließ uns einsteigen und fuhr uns sogar noch eine Station weiter in Richtung Hiroshima – ob er selbst überhaupt dorthin wollte, werden wir nicht mehr erfahren.

Im Wasser geplantscht hatten wir also leider nicht, doch es war ein kleines Japan Abenteurer abseits der ausgetretenen Wege.

Ein paar Eindrücke von der Stadt selbst.

Zurück in Hiroshima zog es uns dann doch in den Peace Park zum Gedenken an den Abwurf der ersten Atombombe am 6. August 1945. Schon das empfand ich als bewegend und bedrückend. Die eigentlich nicht ansehnliche Ruine – Aromic Bomb Dome genannt – steht für mich seit ich in der Schule mal ein Referat über den ersten Atombombenabwurf gehalten hatte, für diese unvergleichliche Zerstörung.  

 

Am Abend landeten wir in einem japanischen Okonomiyaki- und Teppanyaki-Restaurant, in dem man quasi in der Küche am Herd sitzt und die Speisen vor deinen Augen mit eleganten Handbewegungen auf einem riesigen Edelstahlkochfeld zubereitet werden. Fast schon eher eine Zeremonie als Prozedur.

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