Meine drei Sprösslinge wollten lieber länger schlafen, so ging ich alleine zur morgendlichen Zeremonie um 6 Uhr ins Oku-no-i. Man kann zu diesem Gebet jederzeit – bei respektvollem Verhalten – hinzukommen oder weggehen.
Es war ein eindrucksvolles Erlebnis, ein tiefer, sonorer und monotoner Sprechgesang, auf den ich mich gut einlassen konnte, wenn ich die Augen schloss. Was mir zugegeben schwerfiel, ist das Sitzen im Schneidersitz über 1 Stunde und 20 Minuten. Doch damit war ich unter den Besuchern nicht der einzige, jedoch sehr wohl der einzige Nicht-Asiate.
Später lag wieder der an Umstiegen reiche Rückweg vor uns, also mit dem Bus zur Koyasan Station, mit der Standseilbahn hinunter und von dort mit der Bahn bis Hashimoto, Umstieg in einen anderen Zug der Nankai-Linie bis nach Shin-Imamiya. Dort hatten wir Anschluß an das Netz von JR, was hieß, dass unsere Tickets wieder Gültigkeit hatten. Die Osaka-Loop-Line brachte uns nach Osaka, mit dem nächsten Zug kamen wir bis nach Shin-Osaka, wo wir schlussendlich in einen Shinkansen Richtung Hiroshima fuhren und in Himeji ausstiegen.
In Himeji wartete ein weiteres Highlight auf uns, die Burg. Nicht nur, dass diese eine der wenigen original erhaltenen von Japan ist, sie ist auch die Größte.
Das Innere Gebäude hat 6 Stockwerke und wurde von einem damals sehr erfolgreichen General erbaut. Wie lange auch immer sie damals Eroberungsversuchen standhielt, es war eine beeindruckende Anlage.
Daneben befinden sich die Koko-en Gärten, eine Anlage um ehemalige Samurai-Gebäude mit 9 unterschiedlichen schönen Gärten.
Wir lernten Taro Starbuck kennen, ein Engländer, der seit 30 Jahren hier lebt, mit einer Japanerin verheiratet ist und nun als Pensionär private Führungen in Himeji anbietet. Ein gesprächiger und lustiger Mann, der uns auch offenbarte, dass der Garten ein paar Geheimnisse hat und ein erstes verriet er uns, nämlich befindet sich in einigen Teichen das Symbol für ein hohes Alter – die Schildkröte – in Gestalt von kleinen Inseln und Steinen.
Toni wurde zwischendurch von einem japanischen Paar ausgiebig nach seiner Herkunft befragt. Die Konversation muss den beiden gut gefallen haben, denn sie kamen später nochmals zu ihm und schenkten ihm japanische Kekse.
In den Teichen schwammen auch viele Kois, vermutlich nicht seltensten, doch immerhin.
Und wie so oft sieht auch diese Burg bei Nacht schön aus.