Atemberaubend, Anspruchsvoll & A Kurven-Gaudi

Heute bin ich echt froh, angekommen zu sein, denn die Tagesetappe war anstrengend und ab und zu vom Fahrerlebnis auch angststreifengrenzwertig.

Guadix als Zielort hat allerdings auch verängstigende Ecken zu bieten. Doch dazu später mehr.

Der Morgen fing schon sehr gut an. Die Sonne schien prächtig über den Stausee herüber auf das kleine Hotel, in dem ich mich eingemietet hatte. Und das Frühstück war das beste meiner bisherigen Reise – Claudius‘  Omelettes laufen eh außer Konkurrenz. So verabschiedete ich mich von Zahara mit einem Blick zurück über den See.

Auf der Hochebene ging es bei bestem Motorrad-Wetter entlang wieder an Ronda vorbei Richtung Granada – gute Straße, tolle Landschaft, immer wieder auch riesige Olivenbaumhaine und Kurven zum Spaß haben. Später nahm ich die Autobahn nach Granada und merkte kaum wie sich aus dem Wolkenbatzen am Horizont plötzlich die Sierra Nevada herausschälte, Schnee auf den Gipfeln inklusive. Ich umfuhr Granada weiter auf der Autobahn, was sich sofort als anspruchsvoll erwies, denn die Autobahn verlief an den Ausläufern der Sierra entlang und so musste ich abenteuerliche Viadukte und Kurvenverläufe nehmen, die einen hohen Adrenalin-Spiegel verursachten, wie ich es auf einer Autobahn noch nicht erlebt habe – nicht mal in Galizien, wo sogar noch Regen und stärkere Windböen dabei waren. 

Und dann wartete die Sierra Nevada selbst auf mich, Alpujarra Dörfer und natürlich Trevélez, das Schinkendorf. 

Aus dem Korsika Urlaub von vor über 25 Jahren erinnerte ich mich ans Hupen vor engen Haarnadelkurven, was dringend ratsam war und zum Glück nur einmal nötig, denn es war ja mal wieder kaum einer sonst unterwegs. Es war eine atemberaubende Strecke und – für mich – anspruchsvoll zu fahren, weswegen die Schinkenplatte zu Mittag in Trevélez wohl sehr verdient war. 

 

Die Strecke führte mich durch einige Alpujarra Dörfer und in einigen hielt ich für ein paar Schritte und Blicke an. Beim letzten Kurz-Stop für einen Cortado traf ich dann eine Dreier-Gruppe spanischer „richtiger“ GS-Fahrer. Wir verständigten uns irgendwie 3-sprachig und das witzigste, das ich verstand, war, dass sie sich wechselseitig über ihre Bäuche lustig machten. Sie hätten auch deutsche echte GS-Fahrer sein können.

Über den Pass Puerto de la Ragua auf 2000m gelangte ich schließlich hinunter in die Hochebene, wo auch Guadix lag und kurz vorher La Calahorra. 

Das Bett für diese Nacht war schwer zu finden und mit meinen dicken Koffern kam ich gerade so durch die enge Gasse, wo ich erlaubterweise Elise direkt vor der Tür abstellen konnte. Gleich unterhalb des Hotels liegt der zentrale Platz der Stadt.

 

Ganz wohl ist mir nicht bzgl. Unversehrheit meines Mopeds für diese Nacht – zum ersten Mal – denn bei meinem Streifzug durch die Stadt, vor allem um eine Ecke zu finden, in der die Höhlenwohnungen liegen, stieß ich auf unerwartete Armut und Argwohn bis Feindseligkeit. Ich hatte eine Anhöhe im Süden betreten, in der die Tuffstein-Hügel zu sehen waren und ich ging näher ran, um vielleicht eine dieser alten Höhlenwohnungen sehen zu können. Zunächst bellten mich Köter weg und dann schrie mich auch ein al Mann an und verscheuchte mich von seiner Behausung. Es war vielleicht naiv von mir, doch es war zunächst nicht erkennbar, dass ich da gleich direkt an seiner Wohnung stehe. Von zwei Frauen, die so aussahen, wie ich mir Zigeunerinnen vorstelle, wurde ich – als ich schon wegging – dann auch angegiftet, zumindest fühlte sich alles danach an.

Doch wer weiß schon, was ist Henne und was Ei – war es meine eigene Haltung, die dazu führte? Ich glaube eigentlich nicht, denn ich gehe solche Entdeckungen immer arglos an.

An einem anderen Tuffsteinhügel war dann erkennbar, dass der Reichtum sich dessen auch schon bemächtigt hat.

Und schöne Bilder haben die Tuffsteinhügel auch möglich gemacht.

So zog es mich zurück in die Altstadt, um in einer Tapasbar zu landen und endlich – der Temperatur wegen – einen oder mehr erfrischenden Tinto de Verano zu trinken.

In einer Gasse entdeckte ich dann dieses Tom&Jerry-Motiv:

Die Route

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