„Nur“ die Küste runter zu fahren schien mir zu einfach oder zu wenig, so nahm ich Evora mit, eine ehemalige Römersiedlung mit einem Aquädukt, das von den Bewohnern später mit in ihre Häuser integriert wurde. Und ein französisches Bistro mit Quiche und Opera tat sich auf, in dem ich mittags eine ganze Weile saß.
Der Weg dorthin war größtenteils einsam, der Weg zurück zur Küste durch Korkeichen Wälder noch viel mehr – trotz schönster Kurvenstrecken. Wieder kein einziges anderes Motorrad. Ein Abstecher zum „Cromlech von Almendes“ brachte mir nicht nur unerhofften Blick auf eine Art Stonehenge von Portugal, sondern auch zwei größere Pfützen-Durchfahrten, die mich ganz schön ins Schlingern brachten und mir und Elise richtig Abenteuer-Look.
Die Küste war an vielen Stellen einfach nur schön, immer wieder Buchten zwischen den Felsen…
Und dann auch mal ein richtig großer Sandstrand: Praia da Costa de Santo André.
Die Küstenpiste bis runter nach Vila Nova de Milfontes, wo ich übernachten wollte, war gerade noch ein Spaß für eine schwere Reiseenduro und ihren unerfahrenen Lenker. Eine Senke mit Sandgrube war auch dabei.
Am Zielort angekommen war das schöne Wetter schon vorbei und ich suchte das empfohlene Pub auf, das ein deutscher Aussteiger und ein Portugiese gemeinsam führen. Dort konnte ich auch das Championsleaguefinale zusammen mit einer 3-Generationen-Familie aus Irland sehen. Und wieder passierte das gleiche wie vor einer einer Woche, nach ein paar Minuten sprachen mich der Mann des Tisches drauf an, ich würde ja aussehen, wie der – grins, grins – junge, schlanke Jörgen Klopp.
Es wurde trotz Niederlage für Klopp ein lustiger und langer Abend, denn es stellte sich heraus, dass die Frauen alle Irish-Folk-Musikerinnen waren. Anne, die Mutter hat eine Band namens „The Sands Family“, die beiden Töchter Soricha und Eimear zusammen mit zwei Cousins die Band „Na Leanaí“ – im Web, Youtube und auf Facebook zu finden. Sie treten auch immer wieder in Deutschland auf und Anne war erst vor einigen Wochen in Würzburg.
Der Mann von Anne führte mich auch in die Hintergründe der Ersatzreligion Fußball in Irland ein. Liverpool oder Manchester United werden von Iren jeglicher Abstammung – katholische oder evangelische – inbrünstig unterstützt, kommt es jedoch auf den schottischen Fußball, bekämpfen sich die gleichen Fans in Lagern aus Celtic- und Rangers-Anhängern.
Tobias, ein junger Schnupper-Aussteiger aus Bad Hersfeld und Michael, ein Lebensmittelpunkt-Deutschland-Aussteiger und Internet-Unternehmer, aus dem platten Land bei Osnabrück stammend, setzten sich zu uns. Key learning des Abends war, dass man in Irland jede Menge „good crack“ haben kann ohne Drogen zu konsumieren – denn so nennt man es, Spaß zu haben – oder eben „shit crack“ wenn man doofe Erfahrungen macht oder jemand spießig ist – zum Beispiel Deutsche, die mit verschränkten Armen dasitzen. Die Mädels sangen später auch einiges aus ihrem vielsprachigen Repertoire, verfeinert mit einer Mini-Plastikflöte. Sehr schön anzuhören, vor allem melancholische Lieder und das Gälische natürlich nicht zu verstehen.
(Erstaunt war ich übrigens darüber, doch das hab ich erst am Ende des Abends geschnallt, wie einer den ganzen Abend scheinbar selbstgedrehte rauchen kann, die ständig ausgehen vor lauter erzählen – tatsächlich jedoch waren das alles Joints…)
Die Route wie immer zum Schluss
Das klingt nach verdammt viel Spaß!