Grand Canyon

Was für ein Tag heute! Ich bin mal wieder am Limit begeistert. Wie stark sind doch die Kontraste von Tag zu Tag – jeden Tag Weihnachten wäre ja soooo langweilig. Eigentlich wollte ich bis in die Seealpen hoch fahren, doch ich kurvte den ganzen Tag alle Straßen, die ich so fand, am Gorges du Verdon ab, insofern stimmt die Route am Ende heute sicher nicht, doch is ja auch egal.

 

Manche Straßen waren am Rand nicht abgesichert, da half nur Blick auf der Straße halten und wie beim Bergsteigen nicht nach unten schauen.

Über Nacht bleibe ich dann spontan in Moustiers-Sainte-Marie, einem kleinen Dorf am Rande des Canyons. 

Es war eine Aneinanderreihung von Höhepunkten: Landschaft – Sonne – Kurven ohne Ende – rauf – runter – und zu guter Letzt das Essen!

 

Auf der Höhenstraße gab es dann auch ein paar ältere Mobile.

 

Ziemlich ätzend und vielmehr gefährlich waren zwei private Autorennen, die offensichtlich ihren Spaß haben wollten, sie schnitten in brutalem Tempo ihre Linkskurven, zum Glück mit mächtig Krach, was sie zumindest manchmal akustisch vorankündigte. Das Schneiden von Linkskurven machen allerdings auch viele andere Autofahrer, gerne auch Senioren, die es dann nicht mehr schaffen, zu reagieren und den Kurvenradius größer zu machen.

Moustiers-Sainte-Marie liegt malerisch unterhalb eines Fels, ein Bach fließt mitten im Dorf in kleinen Wasserfällen herab und viele schöne Restaurants liegen entlang dieses eingebetteten Bachs.

Ich habe für das Abendessen das Les Santons ausgewählt und es sagt wohl etwas über beides, dass mein Abendessen mehr gekostet hat als meine Übernachtung, was durchaus bewusst gewählt war.

 

An einem meiner zahlreichen Stopps heute traf ich dann auch mal auf Würzburger, d.h. eigentlich aus Uettingen und Hettstadt. 

Nebenbei, die Hardcore-Harley-Rider mit Braincap, die nicht grüßen, nehmen schon wieder zu. Auf der iberischen Halbinsel gab’s das entspannterweise gar nicht.

Die ungefähre Route 

E voilà: Pont du…

Am Morgen ging es also gleich in die grandiose Gorges du Tarn, in der mich gleich eine unerwartete Biker-Höchststrafe ereilte: Während ich so gucke, überholt mich doch tatsächlich eine Honda Gold-Wing, noch dazu eine aus Großbritannien… 

Es gilt keine Ausrede, auch wenn die Schlucht noch so tolle Aus- und Einblicke bot. 

Schon da war es kaum was los, doch in der Schlucht daneben war mal wieder totale Einsamkeit. Und das Thermometer fiel zeitweise auf 11 Grad Celsius – im Juni in Südfrankreich! 

Doch die Sonne kam raus und bis zur berühmten Pont du Gard wurde es immer wärmer – und stürmischer! Manche Böe versetzte das Motorrad richtig. 

Im Großraum Montpellier war es dann schon fast heiß mit 28 Grad und ich sah zu, dass ich nach Avignon kam.

Und den ganzen Tag immer wieder diese Alleen.

Die weltbekannte Stadt der Päpste und Gegenpäpste und der Pont du Avignon war unfassbar vollgestopft von Touristen – was für ein Gegensatz zur Einsamkeit des Vormittags.

So freute ich mich schon auf die Fahrt nach Aix-en-Provence, meinem Ziel des Tages und Dieters Lieblingsstadt – ich war schon sehr gespannt. 

Und ich freute mich auch auf die Brasserie Léopold, die er mir für das Abendessen empfohlen hatte. Es war ein stilvolles Belle Époque Haus mit sehr aufmerksamem Service, der sich auf meine Versuche, auf Französisch zu bestellen, geduldig einließ. 

 

Die Route 

Gorge(ou)s…

Schön war der Beginn des Tages in den Pyrenäen und plötzlich war ich schon in Frankreich. 

Und tatsächlich großartig und prächtig war es in den Schluchten, durch die ich heute gefahren bin, zum einen den Gorges de Galamus und einige andere enge Täler die gar keinen bekannten Namen haben – und einsam war es, erstaunlich einsam. 

 

Auf dem Weg ins Katharerland wurde das Wetter immer schlechter, es zog zu und immer wieder gab es Schauer, bis mich dann am Chateau Peyrepertuse der Regen richtig überfiel. Die Katharer sind mal wieder ein Beispiel für den zerstörerischen Eifer der katholischen Kirche – Zurückweisung von Eigentum und ein asketisches Leben sind der Kirche wohl heute noch fremd.

Eine späte Mittagspause jedenfalls rettete mich vor dem frühen Stimmungstief. 

Ähnlich ging es dann in Carcassone weiter. Gerade war ich in die berühmte mittelalterliche Stadt hineingegangen, goss es wieder heftig. Es reichte gerade für ein paar Fotos und ich sah zu, dass ich vor dem heranziehenden Wolkenbruch wegkam, was mir immerhin gelang.

 

Auf dem Weg nach Béziers – wo ich dann die A75 nach Millau nehmen wollte – wurde es immer sonniger, was die vielen Alleen, durch die ich fuhr, noch schöner machte. War ich am Vormittag durch ein Stück des Weinanbaugebiets Languedoc-Roussillon gefahren, so fand ich mich nun wieder im östlichen Teil davon.

Auf dem Weg nach Norden wurde die A75 immer abenteuerlicher, auf langgezogenen Kurven bergan wie auf einer Landstraße wurde eine Passhöhe und ein schönes Bergdorf erreicht.

Dahinter wurde es auf dem Weg nach Millau immer kühler und regnerischer. 

Und da war sie dann, die riesige Brücke über das Tal des Tarn – ein gigantisches Konstrukt.

Auf der anderen Seite ist der Gorges du Tarn zu sehen, wo ich morgen hinfahren möchte.

Die Route 

Der verhinderte Dalí

Montags sind die Museen geschlossen. Scheint grundsätzlich so zu sein. Jedenfalls die Salvador Dalí Museen in Pubol und Cadaqués. Seine Kunstwerke sind ja über die ganze Welt verstreut, doch ein paar könnte  man eigentlich hier im Nordosten Spaniens sehen. 

So blieb mir zu sehen das eine Museum von außen 

Seine Casa am Meer 

Und seine Statue am Strand von Cadaqués 

Und so blieb mir also auch mehr Zeit für Girona einerseits und das Cap de Creus.

Girona ist eine schöne Stadt mit bewegter Geschichte zwischen Eroberung durch Araber, Rückeroberung und Zerstörung sowie auch Judenvertreibung. 

Zum Cap de Creus führt eine spaßige Motorrad-Strecke, die sich alleine schon lohnt und das Cap noch viel mehr.

Der Fahr-Tag endete dann mit einem heftigen Gewitterguss – leider über mir und dann wirklich an der Casa Holly, einem Biker-Hostel am spanischen Rand der Pyrenäen, die ich von zwei Mitarbeitern von Mallorquin Bikes empfohlen bekommen hatte.

Die Biker sind schon ein sehr spezielles Völkchen mit großer Typ-Streuung, doch irgendwie muss ich mich wohl nun dazu bekennen oder es zumindest mal versuchen.

Am witzigsten waren die „Wildecker Herzbuben“, ich schätze mal locker 160kg, die ihren orangenen 1290er KTM Superdukes  in Sachen Gewicht fast ebenbürtig waren. Zwei waschechte Mittsechziger Hamburger, die auch richtig am snaaken waren – und sie hatten viel zu erzählen, u.a. wie ein Erdölkonzern seine Tankstellen Pächter auf seine alten Tage behandelt. 

Die Route 

Ruhetag

Na es war zumindest weitgehend ein Ruhetag, denn es stand nur ein kleiner Abstecher nach Blanes an, dem Nachbarort, in dem es einen schönen botanischen Garten direkt am Meer gibt, den ein Deutscher gegründet hat. Dort wird auch die Küste wieder felsig mit kleinen Buchten und oberhalb beginnt dann die Costa Brava. 

Morgens war ich schon laufen und im Meer schwimmen, allerdings war das barfuß im Sand joggen etwas Streß für meine Fußsohlen, da der Sand hier sehr grob ist, am Ufersaum sogar schon eher Kiesel. Auf dem Rückweg wurde ich dann noch mal von oben nass – es sollte noch ein paar Male regnen im weiteren Verlauf des Tages.

So nahm ich Montse das kleine Stück nach Blanes mit und wir verbrachten die Zeit im botanischen Garten, bei Paella und am kurz am Meer. Ich sprang auch noch mal ins Wasser, für Montse jedoch beginnt die Bade-Saison immer erst am Johannistag am 24.6. – ein großes Fest hier. 

Es war ein sehr ruhiger Tag, an dem ich auch eine längere Zeit auf der überdachten Terrasse des Hotels mit Lesen verbrachte.

Keine Route heute.

Langsamer…

…Reisen, war heute die Devise auf der Weiterfahrt.

Mit Montserrat stand mal wieder ein Kloster auf meiner Liste, ein Besuch der schwarzen Madonna, doch so richtig war mir nicht bewusst, dass es ein Samstag war. Der Andrang war groß, es waren unzählige Sprachen zu hören und eben auch nicht wenig spanisch und catalan… Samstag eben. So war schon die kurvenreiche Bergstraße kein reines Vergnügen und das Getümmel oben erst recht nicht. Also entschied ich mich gegen den Besuch des Klosters und für ein bisschen „Ruhe“ in der Basilika.

Am schönsten war eigentlich der Anblick des Bergmassivs von der Ferne, aus der es aussah wie Finger.

Eine nette Überraschung waren dann die Seat-Oldtimer, die sich dort oben gesammelt hatten und die mir bewusst machten, dass Seat ja auch mal eine selbständige Historie hatte.

 

Am Nachmittag erwartete mich ein typisches Badehotel an der Costa Meresme, nämlich in Malgrat de Mar, wo eine Grundschulfreundin von mir lebt und die mich für den Abend erwartete. Und wie heißt die gebürtige Spanierin? Montserrat, von allen damals einfach Montse gerufen.

Bis dahin hatte ich noch Zeit für Strand, Meer und Hotelpool. 

Es wurde ein Abend, an dem wir uns viel über die gemeinsame Zeit in der Würzburger Pleicher Grundschule und unsere Erlebnisse erzählten – lustig wie gleich man manches und wie sehr anders man anderes erlebt hat.

Ich lernte einiges über die spanische Wirtschaftskrise seit 10 Jahren und über das korrupte politische System einerseits und die gespaltene katalanische Bevölkerung andererseits, ob man denn tatsächlich einen eigenen Staat wolle.

Die Route 

Barcelona…

Zweierlei habe ich mir vorgenommen für Barcelona. Die La Sagrada Familia wollte ich besuchen und ins Cal Pep zum Abendessen gehen – beides ist gelungen – und wie!

Vor allem in der Kathedrale ergreift mich nun schon zum zweiten Mal ein Gefühl, das ich gar nicht richtig beschreiben kann. Schon von außen ist sie so besonders und schön.

Und dann die Innenstruktur des Gebäudes, der Wald an Säulen, wie sie gestaltet sind, wie sie scheinbar in den Himmel ragen, die Proportionen und Verhältnismäßigkeiten… Das Gesamtbild und die Details… Es ist das Beispiel überhaupt für die Passion, die jemand haben muss, um so etwas stimmiges und großartiges zu erschaffen. Antoni Gaudi hat hiermit etwas entworfen und geschaffen, das mich fasziniert wie kein anderes Gebäude.

Auf Empfehlung von Claudius‘ Freunden machte ich mich also auf ins Cal Pep, was sich als echter Geheimtipp erwies, es war also so voll, dass nur ein Einzelgänger wie ich sofort einen Platz bekommt. So bestellte ich Tortilla, Tuna-Tartar und Pulpo wie aufgetragen und bin damit bestens unterhalten gewesen. Zusätzlich konnte ich das laute Gewusel hinterm Tresen und das noch lautere Stimmengewirr voll einsaugen,  zumindest so lange bis Susan und Vincent mich ansprachen – zwei kanadische Rentner aus Quebec auf Rundreise durch Spanien und Portugal. Am Ende des Abends hatte ich noch mehr Gründe für ein gutes Gefühl, denn zum Einen schätzten sie mich auf 35 (sicher hab ich mich nur verhört ?) und zum anderen habe ich nun eine Einladung nach Quebec und bei beiden einen Stein im Brett – bei ihm, weil ich in seine SAP-Lästereien einstimmen konnte und bei ihr, weil meine Geschichte ihr so gut gefiel.

Die Route

Adéu Mallorca!

Heute Morgen waren wir schwimmen, für mich ein „noch mal“, für Rudolf und seine Nachbarin Bettina ein tägliches Ritual. Wie schön! 

Dann hieß es Abschied nehmen und ab auf die Fähre nach Valencia – nicht ohne vorher noch auf einer Bank den Strafzettel zu bezahlen, den sie mir am Kloster Lluc drangesteckt hatten, für einheimische wohl ein bekanntes Phänomen, dort radikal gegen Falschparker vorzugehen, obwohl sonst vieles geduldet wird und Motorräder eigentlich eh außen vor sind. In der ersten Bank traf ich auf einen unmotivierten „Schalterbeamten“, der mich zur Kommune bei Lluc schicken wollte und in der zweiten auf eine nette patente junge Frau, bei der das in 2 Minuten erledigt war.

Das Timing, zur Fähre zu kommen, war perfekt, denn es ging just in diesem Moment mit der Auffahrt los. Ich machte mich sofort auf die Suche nach dem Weg zu einem offenen Deck, was mir auch gelang – es war das Landedeck für Hubschrauber – nur leider fing es fast sofort an zu regnen.

Später kam ich bei bester Sonne zurück und es war überraschenderweise nur eine andere Person hier – Katrin aus Brüssel, wie sich später rausstellte, die von einer Hochzeit aus Palma kam und nun Freunde in Valencia treffen wird. Sie arbeitet als Bauingenieurin für Ärzte ohne Grenzen, war zuletzt in Afghanistan tätig und gerade in einer längeren Job-Pause, die sie jedes macht. Wir unterhielten uns – mit Unterbrechung durch ein kurzes Schläfchen – die ganze Zeit auf dem „Sonnendeck“ auf dem harten Stahlboden sitzend. Sie war schon viel rumgekommen in der Welt und so vergingen die Stunden eher wie im Flug denn wie auf einem Schiff.

Valencia erreichten wir aufgrund belegter Mole erst mit Verspätung, so dass der Hunger schon groß war. 

Keine Route heute.

Rudolf und Bea

Der Tag heute war so ganz anders als alle anderen bislang. Ich verbrachte ihn mit Rudolf und Bea. Und viel mehr als dass es großartig war mit den beiden möchte ich im Moment auch gar nicht schreiben. So viele  Anregungen und Resonanz habe ich von den beiden bekommen. Es gibt viel nachzudenken für mich. 

Toll war auch Rudolfs Bericht über seine Motorrad Reise von Leipzig nach Kathmandu von Ende November bis Ende Februar diesen Jahres mit seiner Freundin Jana. Immerhin schafften wir es, ein Foto von uns mit unseren Adventure-Bikes zu machen. Er hatte seine Maschine erst Ende letzter Woche aus dem Zollhafen in Barcelona nach dem langwierigen Rücktransport aus Asien abholen können und sie war noch original verdreckt von den 15.000 km.

Wie unfassbar klein diese Welt ist, zeigte sich an einem Foto aus einer Schule in Kathmandu, die Rudolf und Jana besuchten, denn dort trafen sie einen Voluntär aus Deutschland, der nun ausgerechnet der Sohn eines Bekannten aus Würzburg ist. 

Keine Route heute.

Badebuchten-Expedition

Entlang der Ostküste und Südküste bin ich heute gefahren, nicht so spektakulär wie gestern, dafür noch mehr Badebuchten und auch einige wenig bekannte und mit etwas Offroad und Kletterei über Mauern gewürzt. So konnte ich eine Art neuen Duathlon kreieren – runter vom Bock und raus aus den Klamotten, rein in die Badehose und ins Meer – und wieder andersrum. Herrlich erfrischend, manchmal einsam und manchmal schon ganz schön frequentiert. 

Am Ende der ganzen Duathlons fuhr ich zum Kette nachspannen noch mal bei Samu in Felanitx vorbei, bevor ich zu Rudolf – meinem Abikollegen – in Illetas direkt bei Palma de Mallorca fuhr.

Die Route von heute: